Samstag, 16. Juni 2007

Film: Hot Fuzz (2 Abgewichste Profis)

Eines gleich vorweg: Wer SHAUN OF THE DEAD mochte, der wird HOT FUZZ lieben! Denn alles, was Ersteren so sehenswert machte, damit wartet auch Peggs Neuester auf. Derber Humor, Situationskomik par excellence und einige deftige Splattereinlagen - trotz Copfilms. Nunja, auf ein Genre lässt er sich sowieso nicht festlegen, so knallbunt kommt HOT FUZZ daher. Es dauert keine fünf Minuten, da sorgen Pegg und Kollegen schon für die ersten großen Lacher. Und dieses Tempo hält der Film auch durch, trotz einer Länge von zwei Stunden.

Peggs Humor finde ich relativ schwer zu beschreiben, hat er doch mittlerweile seinen ganz eigenen. Am ehesten würde wohl die Bezeichnung einer Mischung aus Slapstick, Comedy und Situationskomik zutreffen. Erstaunlich ist dabei auch, dass das Ganze nie im Klamauk festfährt oder endet, sondern dem Zuschauer stets einige Hirnzellen zum nachdenken abverlangt. Ja, in der Tat, einige Lacher entfalten ihre volle Wirkung wirklich erst, wenn man kurz darüber nachdenkt und/oder dem Filmverlauf genau folgt.

Neben dem permanent tobenden Humor gibt es aber - der Trailer ließ es ja vermuten - einige Actioneinlagen, die nicht nur den großen Vorbildern wie BAD BOYS II oder POINT BREAK huldigen, sondern das komplette Genre auch auf den Arm nehmen. Der Polizistenalltag ist trist, es gibt so gut wie keine Action, geschossen wird erst recht nicht. All die Filmträume Dannys (Nick Frost), nichtig. Sein Verlangen nach wilden Verfolgungsjagden und Schießereien, ein ewiger Traum. Tja, Film spiegelt eben nur selten die Realität wieder.

Ganz anders verhält es sich im Film - teilweise zumindest: HOT FUZZ ist ein so ganz und gar anderes Copthriller. Es gibt keine Action, lediglich dem Alltagsgedöns urbaner Officers geht er nach. Hier ein Strafzettel, dort ein Ladendieb, das war’s. Doch da gibt es ja noch Timothy Dalton, der sich mehr als nur verdächtig macht. Und so hauen unsere beiden Cops gegen Ende hin dann noch mal so richtig dick auf die Kacke! Da gibt es Shootouts, Sprüche und Slow-mos, die selbst einige (klassische) Genrekollegen in den Schatten stellen. Die beiden machen einen auf Bad Boys und rüsten auf, dass selbst ein John Matrix aus COMMANDO vor Neid erblassen würde.

So ist HOT FUZZ im Prinzip ein ambivalentes Filmvergnügen, das einerseits die Kollegen auf den Arm nimmt, sie andererseits aber auch huldigt. Da dürfte wirklich jeder Genrefan gläserne Augen bekommen. Und auch die Horror- und SHAUN OF THE DEAD-Fraktion dürfte voll auf ihre Kosten kommen, denn Pegg lässt es sich nicht nehmen, auch hier wieder so einiges (derbe) zermatschen zu lassen (meinen Sitznachbarn hat dies ebenfalls gefreut…).

Für mich steht jedenfalls schon jetzt fest, dass HOT FUZZ ähnlichen Kultstatus wie bereits der Vorgänger SHAUN OF THE DEAD (auf den ich jetzt wieder richtige Lust bekommen habe - aber bitte im O-Ton, wie auch das nächste Mal HOT FUZZ). Kein Wunder, denn so verschieden sind die Filme ja auch gar nicht. Beide stecken voller Liebe im Detail und großer Ehrfrucht vor den Klassikern des jeweiligen Genres. Peggs Humor in diesem kunterbunten Knallbonbon ist grandios, charmant und einzigartig. Wer damit nichts anfangen kann, der sollte wirklich mal zum Arzt gehen. (8/10)

TV-Serie: Dexter - Season 1

Zu sagen ich bin begeistert wäre die Untertreibung des Jahrhunderts. Dabei habe ich mich anfangs nur äußerst zögerlich an “Dexter - Season 1″ herangewagt. Eine TV-Serie, die von einem Serienkiller handelt? Ich hatte befürchtet einer unsympathischen Figur zu begegnen. In einer Serie, die schockieren will. Die oberflächlich den Blutdurst der Zuschauer stillt. Viel mehr daneben hätte ich mit meinen Annahmen nicht liegen können.

Dexter ist wie du und ich. Er ist der netty Typ, der gegenüber wohnt. Doch das ist nur die Oberfläche. In Dexter brodelt es. Ihn umgiebt ein dunkles Geheimnis. Wie oft wird gesagt, dass stille Wasser tief sind oder dass sich Abgründe auftun. Auf niemanden trifft das besser zu, als auf Dexter. Er ist das Monster in uns allen. Er ist der sympathische Serienkiller von nebenan. Kann solch eine Figur sympathisch sein? Kann sie eine gesamte TV-Serie tragen? Ja und ja. Man wird bereits in der ersten Folge mit der dunklen Seite konfrontiert. Doch Dexter tötet nicht wahllos. Er lebt nach einem Code. Dieser unterscheidet ihn von den anderen seiner Art. Dieser lässt Dexter menschlich erscheinen.

Durch das Voice-over bekommen wir als Zuschauer einen tiefen Einblick in die Gedankenwelt Dexters. Man kann ihn sogar bis zu einem gewissen Grad verstehen. Erschreckend? Wohl war. Wer hat sich noch nie wie ein Alien in seiner Umgebung gefühlt? Fremd. Isoliert. Diese bekannten Gefühle schaffen eine Verbindung zum Zuschauer. Man kann sich bis zu einem gewissen Grad mit Dexter identifizieren. Mit einem Serienkiller. Was ist diese Serie doch gut geschrieben.

In “Dexter” wird - neben den besonderen Umständen der titelgebenden Hauptfigur - eine weitere Serienkillergeschichte erzählt. Diese steht enger in Zusammenhang mit Dexters Leben, als man anfangs auch nur zu vermuten wagt. Gegen Ende wird die Handlung immer dichter und es entsteht ein Sog, wie ich ihn schon lange nicht mehr erlebt habe. Dies möchte ich vor allem dem grandiosen Drehbuch und den fantastisch ausgearbeiteten Figuren zuschreiben. Hier macht jede Rolle Sinn. Es gibt kein Flüllmaterial. Alles ist wichtig, unterhaltsam und für den Gesamtzusammenhang unabdingbar.

Man merkt, dass “Dexter” auf einer Romanvorlage - “Darkly Dreaming Dexter” (deutsch: “Des Todes dunkler Bruder”) von Jeff Lindsay - basiert. Ich habe mir ja schon oft gewünscht, man würde sich für Romanverfilmungen mehr Zeit nehmen. Hier scheint dieser Wunsch realisiert worden zu sein. Auch wenn ich die Vorlage nicht kenne, wage ich doch von einer perfekten Adaption zu sprechen. Die Serie hat sich als das perfekte Medium zum Erzählen einer komplexen Geschichte erwiesen. Wie gerne würde ich mehr davon sehen.

Im Fall “Dexter” kann man wohl auch davon ausgehen mehr zu sehen, läuft Ende des Jahres doch die zweite Staffel an. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich mich auf “Dearly Devoted Dexter” freue.

Die perfekte Unterhaltung: 10/10 Punkte.