Sonntag, 22. Juli 2007

Veronica Mars - Season 1

Auch wenn man heutzutage von einer wahren Serienvielfalt beinahe erschlagen wird, so bleiben die wirklich besonderen doch eine Seltenheit. Oft wird einem das auch erst nach dem Ende einer Serie klar. Ich bin mir allerdings jetzt schon ziemlich sicher, dass auch “Veronica Mars - Season 1″ zu diesen besonderen Erlebnissen in der Serienwelt zählt. “Well, you know what they say: Veronica Mars, she’s a marshmallow.”


Anfangs hatte ich etwas befürchtet, dass uns Veronica Mars zu sehr in die Welt der Teenager entführt. Mit den typischen Problemchen, die besser in eine Soap passen, als in eine ernsthafte Serie. Glücklicherweise ist dem nicht so. Sicherlich hat auch Veronica Mars mit ihrem Liebesleben, der Schule etc. zu kämpfen - aber wie sollte es auch anders sein? Sie ist schließlich noch ein Teenager. Allerdings werden auch diese Dinge so geschickt in die Storyline eingeflochten, dass sie selbst dem abgeneigtesten erwachsenen Zuschauer nicht zu negativ auffallen sollten.

Veronica Mars ist nämlich nicht der normale Teenager, den man noch von seiner Schulzeit kennt. Sie ist der fleischgewordene Traum eines jeden (Ex-)Schülers. Sie strotzt vor Selbstbewusstsein, sie ist unglaublich schlagfertig, sie ordnet sich nicht den Cliquen unter, sie ist stilbewusst, sieht gut aus und arbeitet nebenbei als Privatdetektivin. Wer wäre in seiner Schulzeit nicht gerne wie sie gewesen bzw. hätte gerne jemanden wie sie als Freund gehabt? Ich denke hier liegt das große Identifikationspotential, selbst wenn man seine eigene Schulzeit schon lange hinter sich hat. Veronica Mars verkörpert all das, was man damals - aller Wahrscheinlichkeit nach - selbst angestrebt hat. Sie lebt den Traum.

Hatte ich erwähnt, dass Ms. Mars nebenher als Privatdetektivin arbeitet? Ebenso wie ihr Vater? Aus dieser Prämisse entwickelt sich in jeder Episode ein Fall, der stets höchst interessant ist und bei dem auch vor Themen wie Mord oder Vergewaltigung nicht zurückgeschreckt wird. Ebenso wird eine episodenübergreifende Handlung erzählt: Veronicas Freundin wurde ermordert und es gilt den wahren Täter zu finden. Die ganze Staffel über werden Spuren gelegt und gefunden, die alle - aber auch wirklich alle - in der genialen letzten Episode aufgelöst werden. Selten habe ich ein so mitreißendes Staffelfinale gesehen. Schweißtreibend. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Inszenatorisch weiß die Serie auch zu gefallen. Der Look ist außergewöhnlich. Meist erstrahlt das Bild in bunten Neonfarben, was oft allein durch die Beleuchtung erreicht wird. Anfangs gewöhnungsbedürftig, letztendlich aber mehr als passend und wirklich stilbildend für die Serie. Ebenso fallen viele extreme Weitwinkelaufnahmen und Perspektiven aus dem klassichen Film noir auf, wenngleich dieser Stil nie im Vordergrund steht, wie z.B. beim thematisch ähnlichen “Brick”. Neben der Inszenierung fallen besonders die Schauspieler postiv auf. Allen voran natürlich Kristen Bell. Die perfekte Besetzung für Veronica Mars. Doch auch Enrico Colantoni als Keith Mars hat alle Sympathien auf seiner Seite. Ansonsten ist noch der äußerst passende Titelsong WE USED TO BE FRIENDS der DANDY WARHOLS eine Erwähnung wert. Nicht selten unterlasse ich es den Vorspann zu überspringen.

“Veronica Mars” ist eine unglaublich gut geschriebene Serie. Der Wortwitz erinnert an den eines Joss Whedon (”Firefly”) und ich hoffe sehr, dass die Qualität über die nächsten beiden Staffeln aufrecht erhalten werden kann. Äußerst sehenswert: 10/10 Punkte.



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