Welcome to Dawson’s Creek v2.0, bitch!
Mit den erfahrenen TV-Alumni Kevin Williamson (”Dawson’s Creek”, “Scream”) und Scott Winant (”My So-Called Life”, “Huff”) hinter der Kamera handelte es sich bei diesem Sommer-Theater zumindest auf dem Papier nicht um eine 08/15-Produktion von blutigen Anfängern. Dennoch stand die Show von Beginn an unter schlechten Vorzeichen. Nicht nur der Sendeplatz außerhalb der TV-Season warf einige Fragen auf, auch alleine der Name “Kevin Williamson” trägt bei weitem nicht mehr den “Oha”-Faktor wie Ende der 90er, als er mit Dawson, Joey und Pacey das WB-Network quasi im Alleingang zum angesagten Teen-Network machte. TV-Flops (Wasteland und Glory Days) haben deutliche Risse in seinem Ruf hinterlassen — allgemein gilt er als ein Wahrzeichen einer vergangenen Teen-Generation, abgelöst von neuen Schreiberlingen wie Rob Thomas (Veronica Mars), Greg Berlanti und Josh Schwartz (The O.C., Chuck, Gossip Girl).
Richtig schlecht war die ausgestrahlte Serie ja dann doch nicht. Die Show spielt(e) sehr geschickt mit einem mittlerweile wohl unvermeidlichen und mächtigen Soundtrack aus der Kategorie “Big Guns”. Ich glaube man kann Coldplays “Don’t Panic” und Damien Rices “Blower’s Daughter” selbst unter jede beliebige Szene eines “Mein schönstes Ferienerlebnis”-Homevideo legen und es damit um mehrere Größenordnungen aufwerten. “Hidden Palms” zieht in dieser Hinsicht alle Register und es funktioniert. Die Szenen mit diesen beiden Songs im Hintergrund ragen deutlich aus dem Rest der ersten Episode heraus. Der erfahrene Regisseur Scott Winant tut sein Übriges um die eigentlich recht einfache und nicht sonderlich originelle Story durchaus zu einem sehenswerten TV-Piloten abzurunden. Die Kamera ist eigentlich ständig in Bewegung und setzt die Darsteller erstklassig in Szene.
Wer ein “Dawson’s Creek” meets “The O.C.” erwartet, liegt eigentlich goldrichtig. Da sind wieder die von Williamson bereits zu “Dawson’s Creek”-Zeiten perfektionierten hochtrabenden und sperrigen Dialoge, die mit realistischen Teenager-Dialogen so rein gar nix zu tun haben, aber irgendwie dann doch einen gewissen Unterhaltungsfaktor haben (und Ich mich damals fragt; Oh mein Gott welcher Teenie spricht so?). Da ist das hübsche, aber schüchterne Mädel von nebenan und die reizvolle Schlampe mit einem dunklen Geheimnis. Und dann eben Ryan Johnny, der neue in der Stadt mit einer schwierigen Vergangenheit, einer alten Seele und einer erstaunlichen Fähigkeit, innerhalb von wenigen Stunden viele Leute zu engen Freunden zu machen. Alle leben sie in einer schönen und reichen Welt, die hinter den Fassaden aber ganz große Risse aufweist. Ja, irgendwie alles schon mal dagewesen.
Die nächste Katie Holmes oder Michelle Williams verstecken sich hier wohl wahrlich nicht, auch wenn Newcomerin Ellary Porterfield eindeutig mit Katie Holmes als Vorbild gecastet wurde. Auch bei dem Alter gilt das übliche Spiel: Die Schauspieler sind nur zum Teil wirklich in dem Alter der Charaktere, die sie darstellen sollen.
Fazit: Eine passable “gute Laune”-Teenager-Soap für Genre-Fans, die immer noch “Dawson’s Creek” oder “The O.C” nachtrauern und sich auch mit einem “gefühlten Rip-Off” zufrieden geben. Eine schlechte Show ist es nicht, (aber auch kein unbedingt sehenswertes Produkt).
Vielleicht kam “Hidden Palms” dann doch ein paar Jahre zu spät.
6 von 10 Punkten
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