Donnerstag, 5. Februar 2009

Dead Like Me - Season 1+2



Sender = Showtime / USA 2003-2004 / 29 Folgen + 1 Film / Drama, Fantasy, Komödie


Es gibt da so Serien, die sind wie für mich gemacht. Sympathische Charaktere in schrägen Geschichten und bunter Umgebung, dazu eine schöne Portion skurrilen Humors und abgefahrener (positiver) Verrücktheit, umgesetzt mit viel Herz und Liebe zum Detail (wie meißt bei den Coen Brüdern). Das Alles ist beispielsweise in Pushing Daisies zu finden. Da hier aber, Dead Like Me (der deutscher Titel lautet So gut wie tot) als Überschrift prangt, muss die Serie auch etwas damit zu tun haben.

In Dead Like Me (DLM) geht es, wie man sich vielleicht denken kann, vordergründig um den Tod. Die 18-jährige Georgia Lass (die bisweilen zu dünne Ellen Muth) wird von einer nicht ganz verglühten Klobrille der russischen Raumstation MIR erschlagen, wandert aber nicht geradewegs ins Reich der Toten, sondern muss ihr Untotsein als Seelensammlerin fristen. Seelensammler nehmen sich kurz vor dem Tod eines Menschen dessen Seele (damit sie unversehrt bleibt) und geleiten sie weiter ins … nun ja, das wird nie wirklich geklärt. Ihr Job ist es also, die potentiell Sterbenden zu finden, sie zu berühren, um ihre Seele zu nehmen und dieser dann in ihrer Verwirrtheit nach dem Tot zu helfen. Einzige Hinweise auf den Toten geben Post-it-Zettel mit Nachnamen, Ort und anzunehmenden Todeszeitpunkt, die ein gewisser Rube (Mandy Patinkin) verteilt. Damit die Seelensammler ihre Taten ohne größere Probleme ausführen können, sind sie sichtbar (im Gegensatz zu den Seelen) in der Gesellschaft integriert. Für die Lebenden haben sie allerdings ein anderes Erscheinungsbild als vor ihrem Tod. Georges zurückgelassene Familie hat währenddessen Probleme, mit dem Tod von George fertig zu werden. Ihre Mutter Joy hat Depressionen und unterdrückt sie, während ihr Vater Clancy seine Frau betrügt. Georges Schwester Reggie hat ebenfalls große Probleme, mit dem Tod ihrer großen Schwester zurecht zu kommen. Sie stiehlt Toilettensitze von ihren Nachbarn und der Schule, um sie an einen Baum zu hängen und versucht sich daran festzuhalten, dass George irgendwie noch da ist und sie und ihre Familie besucht.

Erfinder von DLM ist Bryan Fuller, der nicht nur hinter Pushing Daisies steckt, sondern auch die ebenso wunderbare Serie Wonderfalls kreierte. Die Parallelen sind offensichtlich. Wieder geht es um Schicksal und Tod, verpackt in schwarzem Humor und bunten Bildern. Der Mann scheint voller schräger Ideen aus dem Reich der Fantasie zu stecken. Fuller war übrigens auch als Schreiber und Produzent an Serien wie Star Trek – Deep Space 9 bzw. Voyager und Heroes beteiligt. Leider verabschiedete sich Fuller nach fünf Folgen DLM wegen Streits mit der Produktionsfirma MGM. Dennoch hält die Serie ein verdammt hohes Niveau, was die Absetzung nach zwei Staffeln unverständlich macht. Interessanterweise kommt in diesem Jahr aber ein Film (direkt auf DVD) heraus, dessen Erfolg (so er denn stattfindet) eine Weiterführung der Serie ermöglichen könnte.

DIe Hauptfigur Georgia Lass, die am Anfang mit ihrer gelangweilten Art einfach unsympathisch ist, gibt es evt. am Anfang berechtigte Zweifel. Genau das ist aber das Konzept der Serie und man sollte ihr – wie auch das „Leben“ in der Serie – noch eine Chance. Sie findet nämlich endlich zum Leben … nach dem Tod! Und siehe da, mit der Zeit blüht Georgia auf und gelangt damit auch in mein (jedermanns) Herz. Es wäre aber auch ärgerlich gewesen, diese Serie nicht gesehen zu haben, sie ist nämlich schlicht und ergreifend wunderbar gemacht. Die Geschichten gehen ans Herz, die Charaktere sind auf ihre spezielle Art und Weise sympathisch, der Detailreichtum ist großartig. Die allmorgendlichen Treffen mit Rube (dem Zettelverteiler und Ersatzvater für Georgia) finden beispielsweise in einem deutschen Waffelhaus (im Original: Der Waffel Haus) statt. Die schwarze Kellnerin spricht in der deutschen Übersetzung bayrisch! Die Synchronisation ist dann auch insgesamt als gelungen zu bezeichnen, sie verstärkt teilweise sogar. So wirkt Rube in der Synchro mit seiner viel wärmeren Stimme noch väterlicher und Georgia (genannt „George“ - wie auch Charlotte in Pushing Daisies mit „Chuck“ einen Männernamen als Spitznamen hat) noch jünger, gelangweilter oder aufmüpfiger.

Für die Musik ist Stewart Copeland verantwortlich und damit kein Geringerer als der (Ex-) Schlagzeuger von The Police! Er versteht es tatsächlich ausgezeichnet, nicht nur mit Holzstöcken auf fellbespannte Kessel oder Metall einzuhauen, sondern einen unterstützenden Score an unsere Ohren gelangen zu lassen! Dennoch wird im Waffelhaus, wo viele witzige Gespräche zwischen den Seelensammlern (und damit ein nicht unwesentlicher Teil der Handlung) stattfinden, permanent klischeehafte Jodel- und Volksmusik gespielt. Ziemlich skurril sind auch die Art und Weisen, wie die Seelenbefreiten zu Tode kommen. Oft werden die Erwartungen des Zuschauers nicht erfüllt und das Offensichtliche wird zur Nebensache. Dann kommt wieder alles so, wie es kommen musste.

Fazit: Es wird nie langweilig!

10 von 10 Punkten




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