Wo soll ich anfangen bei solch genialem Film?? Es ist schwer gerade bei einem Film der Traumbewertungen bei www.metacritic.com von 98% schaffte und damit sofort Platz vier des All-Time-Highscores erreichte. Und das nicht ohne Grund, wie ich finde!
Märchen und Kindergeschichten sind manchmal schon ziemlich grausam, oder? Die Lektionen von Max und Moritz, oder dem Struwwelpeter zeigen deutlich, dass aus Fantasieprodukten nicht immer nur Freude und romantisches Happy End mit Prinz und Prinzessin hervorgehen können bzw. müssen.
Zwei Jahre nach dem offiziellen Ende des Bürgerkriegs (Franco-Diktatur) in Spanien setzt Del Toro sein schaurig-geniales (Horror-)Märchen, eine Art „Alice im Wunderland“ an und spielt dann ganz geschickt mit den Genreregeln, um seinen eigenen, markanten Stil in die Geschichte einfließen zu lassen. Ein ebenso brutales wie sinnliches Märchen für Erwachsene, bevölkert von unvergesslichen angsteinjagenden und doch irgendwie bezaubernden Wesen.
Pans Labyrinth ist mit Sicherheit ein Märchen. Es gibt gute Feen, Fabelwesen, ein schon fast verlorenes Königreich und eine Prinzessin. Aber die Phantasiewelt, ist nicht ganz so gut wie sie scheint und das kleine Mädchen was auf den Namen Ofelia hört, wird man mit einer von Grausamkeit und Guerilla-Krieg gekennzeichneten Welt bzw. Realität konfrontiert.
Eine Geschichte übers Erwachsen werden und die Perversion der Unschuld, liefert uns Del Toro hier. Ein Film voller Symbole und Metaphern, dass man sich den Film gern noch ein 2tes bzw. 3tes mal anschauen möchte/kann. Diese phantastische Welt voller Magie und Mystik, kombiniert Del Toro mit so abscheulich detaillierten wie präzisen brutalen Bildern.
Er erspart dem Publikum auch rein gar nichts! So hält er die Kamera voll auf geschehen, wenn der „Capitan“ einen jungen Bauern mit einer Glasflasche den Kopf zertrümmert. Es gibt Folter, Verstümmelungen, eine realistische blutige Geburt(? KA ich kenn mich da nicht aus *g*) und eine Menge Psychoterror. Trotz des Ekels, diverser Szenen muss man aber hinsehen, statt das Gesicht wegzudrehen. Den Del Toro geht es wahrscheinlich nicht um die plumpen Schockeffekte oder gar die Lust am Voyeurismus (spannen), er stellt die beiden Welten, in denen das süße nette Mädchen Ofelia lebt, einander in ihrer Grausamkeit direk da. Die Szenarien und die wie aus Albträumen entstiegenen Monster, gibt es ja bekanntlicherweise in beiden Welten.
Es kann faktisch zwar eine nüchterne Desillusion sein, die mancher darin sehen mag (Religion als spielerische Imagination des Ichs), tatsächlich aber ist das der Kern all des Phantastischen. Del Toro adressiert das Verklärte des Realen, um ihm mit einer visionären Ode den Sieg des Magischen vorzuführen. Deshalb wird „Pan’s Labyrinth“ gewiss zu einem Meilenstein des Genres avancieren, mit seiner herausragenden Hauptdarstellerin geht er den direktesten Weg zum Herz des Publikums. Der minimalistische, mitunter kammerspielartige Film mag brutal, nicht besonders Mainstream orientiert und zutiefst tragisch sein, doch er ist so voller wahrer Phantasie, wie vielleicht kaum ein zweiter seines Topos’.
95% bzw. 9.5 von 10 Punkten
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