Die Ausgangssituation von Cuaróns Film muss man sich wirklich mal vor Augen führen: Wir schreiben das Jahr 2027, Terroranschläge gehören zum Alltag, die Frauen sind unfruchtbar und können keine Kinder mehr gebären. Überall finden Kriege und politische Verfolgungen statt, Essen ist für viele zur Mangelware herangewachsen. Klingt ziemlich schlimm, oder? Einerseits weiß man ja aber, dass es sich hier um einen SciFi-Film handelt, andererseits aber auch, dass sich letztere Krisenlage nicht allzu futuristisch oder unreal anhört. Leider.
Kann man das mit den unfruchtbaren Frauen noch verkraften, so bekommt man es spätestens bei den internierten Flüchtlingen und den Terroranschlägen mit der Angst zu tun. Von den bis an die Zähne bewaffneten Arabern, die "Allah'u akbar!" schreien und militant durch die Straßen marschieren gar nicht erst zu sprechen.
Es sorgt für Angst, ganz große Angst. 2027 - ich werde zu diesem Datum gerade erst einmal 45 Jahre alt sein, in etwas so alt wie Theo (Clive Owen). Angesichts der Tatsache, dass Kinder so fremd sind wie eine Welt ohne Kriege, dürfte ich mich bestimmt noch einmal 10, 20 Jahre älter fühlen. Sowieso, warum sollte man denn noch leben wollen? Es gibt doch so gut wie nichts mehr, für was es sich zu leben lohnen würde. Vorausgesetzt man ist nicht gerade Millionär und wird von der Außenwelt nahezu hermetisch weggesperrt (im positiven Sinne). Familie gründen war ebenfalls von gestern.
Man könnte die Situation ewig weiter beschreiben, sich seine Eigene nicht allzu rosig aussehenden Zukunft ausmalen, oder lieber auch nicht. Genau das ist es aber, was CHILDREN OF MEN gleichzeitig so faszinierend und auch abstoßend macht. Selten schenkte ich der Geschichte eines Filmes so viel Aufmerksam, selten reflektierte ich so häufig über den eigenen Zustand und dessen Fortführung in der (nahen) Zukunft.
Man muss doch morgens nur mal die Zeitung aufschlagen, schwups hat man das halbe Drehbuch zum Film. Ein Film der 20 Jahre in der Zukunft spielt, aber doch so real erscheint wie kaum etwas anderes.
m Gegensatz zur Natur und zur Ideologie gibt es bei der Technik kaum Fortschritte. Die wenigen Extras, die die Autos der Zukunft aufweisen, kann man sich schenken. Vier Räder, Scheiben, rechteckige Form, das war's. Handwerklich sticht das Auto jedoch hervor, vergegenwärtigt man sich nur noch einmal den Angriff auf selbiges. Da kann man vergleichbare Szene aus dem Spielberg'schen Blick in die Zukunft, WAR OF THE WORLDS, gegen vergessen. Neben dem tollen Drehbuch ist die Optik nämlich das faszinierendste an CHILDREN OF MEN.
Cuarón versteht sein Handwerk perfekt, hier gibt es wirklich nichts zu meckern, nur zum staunen. Das Ganze mündet dann im Angriff auf den Hochhauskomplex und man hat den optischen Höhepunkt erreicht. Zusammen mit dem imposanten Ton der DVD ein absolutes Highlight der letzten Jahre.
Anlass zur Kritik gibt CHILDREN OF MEN nur geringen, dafür ist alles viel zu ausgereift und nahe am Perfektionismus. Die Darsteller spielen sich buchstäblich den Arsch ab, allen voran Clive Owen den man selten zuvor (wenn überhaupt einmal) so intensiv und emotional erleben durfte. Caine als Hippie-Verschnitt sorgt für den comic relief und beweist, dass der Mann alles spielen kann. Wenn überhaupt, dann kann CHILDREN OF MEN nur vorgeworfen werden, dass das Ende hätte konsequenter, will heißen düsterer hätte sein können.
Wie auch schon bei den beiden genannten Genrekollegen dringt aber doch die Hoffnung in den Vordergrund. Vielleicht hätte ein gegenteiliges Ende aber auch zu grausam gewirkt, wir sprechen hier ja nicht etwa von einem Film Marke Hollywood, sondern von der harten Realität.....
8-9 Punkte von 10
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