Sonntag, 22. März 2009

Dear Reader

Dear Reader kommen aus Südafrika und haben keinen Exotenbonus nötig. Dem Trio aus Johannesburg ist mit dem Album "Replace Why with Funny" ein hinreißendes und beeindruckendes Indie-Folkpop Debüt-Album gelungen.
Dear Reader wollen nicht die Indie Szene verzaubern sondern direkt im Handstreich erobern; was zumindest bei mir funktioniert hat.

Replace Why With Funny“ ist ein irrsinnig vielschichtiges Stück Kammer-Pop mit liebevollen und ausgeklügelten Arrangements, schwelgerischen Melodien, viel Dramatik und anspruchsvollen Texten.

Dear Reader bestehen aus Cherilyn McNeil und Darryl Torr (live stößt noch Schlagzeuger Michael Wright dazu), die in Johannesburg leben - wie der Großteil dort, hinter enorm hohen Mauern und Stacheldraht, in der ständigen Gefahr, Opfer von Gewalttaten und Raubüberfällen zu werden.
„We live in constant fear“ ist in Südafrika kein einfach so dahin gesagter Satz, sondern eine Tatsache. Seit das Land mit der höchsten Kriminalitätsrate der Welt in den letzten Jahren flutartig unter vielen Millionen von Flüchtlingen aus Botswana, Mosambik und anderen Nachbarstaaten ächzt, ist es mit der ständigen Gewalt nur noch schlimmer geworden.

Zum Album:
Was sanft mit akustischer Gitarre oder spärlichen Pianoparts beginnt, steigert sich in vier bis fünf Minuten mit Glockenspiel, Waldhörnern, Streichern und Gospelchören zu sinfonischer Wucht. Über all dem schwebt MacNeils kristallklare, wunderschöne Stimme, mit der sich die 24-Jährige wahrlich nicht verstecken muss.

Hymnische Hassliebe

Hinter all den hymnischen Melodien verstecken sich ernste und nachdenkliche Texte, die von Einsamkeit, Trennung und Melancholie erzählen und die ambivalenten Gefühle der Musiker gegenüber ihrem Heimatland widerspiegeln. „Südafrika ist wunderschön, die Menschen großartig, die Landschaften atemberaubend, das Wetter herrlich“, schwärmt MacNeil. Allerdings seien Kriminalität, Korruption und Armut derart niederschmetternd, dass man als weißer Südafrikaner immer in Angst lebe.

Hier ein paar Hörproben:

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