UK/USA 2012
Marty (Colin Farrell), erfolgloser Autor in Hollywood,
braucht dringend ein paar Anregungen für sein neues Drehbuch, denn bisher steht
nur der Titel. Durch seinen besten Freund Billy (Sam Rockwell) bekommt er
allerdings mehr Inspiration als ihm lieb ist: Als Hundekidnapper mischt Billy
die kriminelle Szene durch den Diebstahl eines Shih Tzu ordentlich auf. Sein
Pech: Es ist der heißgeliebte Schoßhund des durchgeknallten Gangsters Charlie
(Woody Harrelson). Bevor Marty sich versieht, steckt er mitten in seinem
eigenen Drehbuch und will nur noch eins: Überleben! Und seine Geschichte zu
Ende schreiben...
Nach dem weltweiten Erfolg seines Regiedebüts „Brügge sehen... und sterben?“ kommt nun 7 Psychos, der
neue filmische Coup von Oscar-Preisträger Martin McDonagh, ins Schauspielhaus.
Im September 2012 feierte der Film in der Session Midnight Madness beim Internationalen
Filmfestival in Toronto seine Weltpremiere und entwickelte sich dort vom Geheimtipp
zum Publikums- und Kritikerliebling. McDonagh inszenierte seine schwarze
Komödie mit bösen, witzig-scharfen Dialogen und kultigen Schauspielstars wie
Colin Farrell (Brügge sehen... und sterben?), Sam
Rockwell (Iron Man 2) und Christopher Walken
(Catch Me If You Can). In weiteren
Rollen sind Woody Harrelson (Zombieland),
Abbie Cornish (Sucker Punch), Musiker-Legende Tom
Waits (The Book of Eli) und Olga Kurylenko
(James Bond 007 – Ein Quantum Trost)
zu sehen.
"7 Psychos" ist ein Film, der von professionellen
Filmkritikern sofort mit Tarantino-Filmen verglichen wurde, nur um ihn
anschließend abzuwerten mit den Worten, erreiche qualitativ nicht an einen
Tarantino-Film heran. Doch ich finde, damit tut man diesem Film unrecht.
"7 Psychos" hat meiner Meinung nach gar nicht so viel mit Quentin
Tarantino zu tun, denn er zeigt Brutalität nicht gewaltverherrlichend, sondern
so wie sie in der Realität eben wirklich ist, nämlich einfach nur brutal. Man
sollte sich nicht abschrecken lassen und "7 Psychos" unvoreingenommen
begegnen.
Was mir an dem Film gut gefiel, war wie die sieben Psychos
dem Zuschauer präsentiert wurden. Anstatt einfach alle nur der Reihe nach zu
präsentieren wie bei der Vorstellungsrunde einer Gruppentherapie, hat man da
ein paar überraschende dramaturgische Wendungen eingebaut. "7
Psychos" ist ein Film, der die Lachmuskeln all jener ganz schön
beanspruchen kann, die einen Sinn für schwarzen Humor mitbringen.
Keine Frage, die Idee zu „7 Psychos“ ist klasse und wartet
mit ein paar herrlich absurden Ideen auf. Dennoch wird man die meiste Zeit das
Gefühl nicht los, dass hier viel inszenatorischer Lärm um Nichts gemacht wird.
Die Story hat Potenzial, aber McDonagh weiß es einfach nicht voll
auszuschöpfen. Auf einen gelungenen Gag kommen fünf, die ins Leere laufen. Auf
einen coolen One-Liner kommen fünf, die eher peinlich als cool sind. Auf eine
schräge Dialogsequenz kommen fünf, die absolut belanglos sind. McDonagh wirft
sich irgendwie permanent selbst Knüppel zwischen die Beine, so dass seine Story
nie ihr ganzes Potenzial ausschöpfen kann, obwohl dieses klar erkennbar ist.
Darüber hinaus ist das Ganze so offensichtlich tarantinoesk inszeniert, dass
McDonagh im direkten Vergleich eigentlich nur verlieren kann, denn er ist eben
nicht Tarantino, der sowohl mit „Pulp Fiction“ als auch mit „Reservoir Dogs“
eindrucksvoll bewiesen hat, dass er der Meister der absurd-genialen
Gangsterdialoge ist. Inszenatorisch erinnert mich „7 Psychos“ sehr an McDonaghs
Erstling „Brügge sehen…und sterben?“. Auch hier hatte man immer das Gefühl,
dass der Film nicht so richtig aus der Hüfte kommt und mehr sein will, als er
letztendlich ist.
Die Story hat eindeutig Längen, die zwar nicht wirklich
langweilig sind, aber dennoch erkennen lassen, dass man auf viele von ihnen gut
hätte verzichten können. Und auch, wenn hier eindeutig ein roter Faden zu
erkennen ist, ist dieser eher zerfasert als straff gespannt. Man merkt McDonagh
an, dass er so gerne witzig und kreativ und abgefahren sein möchte, aber so
richtig gut gelingt ihm das nur an wenigen Stellen von „7 Psychos“. Viel öfter
ertappt man sich leider dabei, dass man sich fragt, was dieses ganze
rhetorische Füllmaterial im Film zu suchen hat und warum nicht alles so witzig
ist, wie es McDonagh an einigen Stellen definitiv gelungen ist. Immer mal
wieder blitzt McDonaghs Qualität zum Absurden durch, aber es gelingt ihm nicht,
damit 110 Minuten zu füllen. Die einzelnen Fragmente (durchgeknallte Figuren,
abgefahrene Storys, absurder Humor) wollen sich einfach nicht zu einem
stimmigen Ganzen zusammenfügen, so dass „7 Psychos“ leider nicht mehr ist, als
eine mehr oder weniger gelungene Aneinanderreihungen von Seltsamkeiten
unterschiedlicher Qualität. Da hilft auch der inszenatorische Kniff, Billys
verrückte Geschichten als kleine Filme im Film unterzubringen, nichts, da
McDonagh hier die gleichen Fehler passieren wie in seinem Haupt-Plot. Darüber
hinaus fügen sich die episodisch eingestreuten kurzen Gewalteruptionen
ebenfalls nicht so richtig in die Story, sie sind zwar lustig, aber auch so
übertrieben blutig, dass sie den ein oder anderen definitiv vestören könnten.
Herausgekommen ist ein guter und sehenswerter Film, der auch
von seinen lustigen und teilweise verrückten Dialogen lebt und locker als
schwarze Komödie durchgeht. In den Filmszenen, in denen Billy seinem Freund
Marty beim Verfassen seines Drehbuchs behilflich ist, hat man noch einen
bitterbösen Kommentar zur Gewaltdarstellung in Hollywood-Filmen abgeliefert, der
einem ganz schön im Gedächtnis haften bleibt.
Am Ende bekommt man sogar das aberwitzige Kunststück hin, eine Moral in eine ansonsten morallose Geschichte einzubauen: Und die Moral von der Geschicht', dass Du nicht taugst zum Psycho, das denk' nicht!
8 von 10 Psychos
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