Da Ich gerade dabei bin meine DVD-Sammlung komplett neu zuerfassen, trifft man schon hier und da mal auf gewisse Schätze; wie bei dem folgendem, den Ich mindestens schon 15mal gesehen habe und immer noch nichts von seiner Genialität verloren hat.
Ab und zu kommt es vor, dass man sich gemütlich auf ein Filmchen hinsetzt, und wenn der Streifen dann zu Ende ist, ist man vollkommen geplättet und denkt Sätze wie “Wo war ich, als das Ding im Kino lief?” oder, noch ärgerlicher: “Wieso lief der eigentlich überhaupt nicht in unseren Provinzkinos?”
Bei diesem Film geht es mir jedesmal so, und nein, der lief definitiv nicht hier in den Läden, denn bei diesem Schätzchen gab’s weder den Mordshype noch eine Spitzenvermarktung, die sonst jeder räudige Streifen wie beispielsweise auch Verpeiler erhalten. Trotzdem hat sich das Filmchen zum absoluten Kultfilm gemausert, und Regisseur Troy Duffy weiss die Mundpropaganda seiner Fans überaus zu schätzen.
Als Hirte erlaube mir, zu dienen mein Vater dir.
Deine Macht reichst du uns durch deine Hand, diese verbindet uns wie ein heiliges Band.
Wir warten durch ein Meer von Blut, gib uns dafür Kraft und Mut.
Et nomine patris, et filii, et spiritus sancti.
Inhalt:
Die beiden Brüder Conner (Sean Patrick Flanery / Young Indiana Jones) und Murphy (Norman Reedus / der Technik-Freak aus Blade II) sind schwer religiöse Katholiken. Als der Pastor warnt, dass man nie wegsehen sollte, wenn ein Mensch Hilfe sucht beschließen beide, den Rat in die Tat umzusetzen. Wenig später will die Russenmafia ihre Stammkneipe schließen, doch die beiden schlagen die Russe zusammen und zünden sie an. Am nächsten Tag besuchen diese die beiden Brüder zu Hause. In Notwehr bringen sie beide um. FBI Mitarbeiter Smecker (Willem Dafoe) glaubt beiden und lässt sie laufen. Doch nun ist die halbe Mafia hinter ihnen her. So müssen sie nun alle Gangsterbosse töten. Und wo sie schon einmal dabei sind, die Stadt zu säubern kann man ja auch gleich weitermachen...
Merkmal dieser Produktion, ist der Tabubruch im modernen Pop-Art-Clip-Stil. Der Film ersäuft fröhlich vor sich hin in einem menschenverachtenden Zynismus und das so gekonnt und unterschwellig fröhlich, daß es noch Stunden so weitergehen könnte. Mit stilsicherer Action und einer ganz eigenen Art von Tiefgang widmet sich dieser Film dem Thema der Selbstjustiz und deren Ausmaßen. Wer würde denn nicht gerne mal allen Kinderschändern, Vergewaltigern, Drogendealern und Mördern deren Grenzen aufzeigen, anstatt sich ein jedes Mal darüber zu ärgern, dass diese nach einer Haftstrafe immer wieder auf freien Fuß kommen oder direkt auf Kaution wieder raus sind? Ja, jeder würde solchen Verbrechen gerne vorbeugen oder gar gänzlich ein Ende setzen.
Diese Sympathie ist dann auch der große Rutschfaktor in dieser Produktion, die zum Schluß auf der Straße Umfragen betreibt, ob sie das Verhalten der Brüder gutheißt oder nicht, denn wenn das Ergebnis zählt, was kümmern da noch die Mittel. Doch Duffy scheint zu viel Freude an der Produktion zu haben, um sich um so etwas zu kümmern und ballert auf alles, was irgendwie ein Ziel abgibt. Hier bekommt jeder mal sein Fett weg.
Doch da Selbstjustiz ein brisantes Thema ist und die Gemüter immer wieder erhitzt oder gar verblendete Gerechtigkeitsfanatiker zu möglichen Nachahmungen hinreißen könnte, ist dieser Streifen scharf zensiert - nicht vom Inhalt her, sondern von der Auflage der vorhanden DVDs in Deutschland und anderen europäischen und amerikanischen Ländern. Und dennoch handelt es sich hier um einen einmaligen Film, der hierzulande zwar vom Verkauf ausgeschlossen wird.
"Der blutige Pfad..." ist/war ein frischer Wind in den Videotheken (im Übersee-Verkauf) und ein Schlag in die Magengrube, da können die Komödienfreaks ebenso drauf pochen wie die Gegner explizierter Gewaltverherrlichung. Leider hat der Segen am Ende keinen knalligen Abschluß, sondern läuft zahmer und ruhig aus, als der Film manchmal zwischendurch war. Aber allein für die Leistung von Willem Dafoe, der vermutlich Jahre auf so eine Rolle hat warten müssen (allein sein überheblich-kompetenter Umgang mit den Polizisten, denen er für Aufträge den Arm um die Schultern legt und seine deduktiven Fähigkeiten dürfen in Endlosschleifen laufen), sollte man hier nicht vorbeischauen.
Absoluter inzwischen „kult“ Actionier
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