So jetzt mal ein schon lang überfälliges Review von Mir zu der Serie Six Feet Under – Gestorben wird Immer. Die in den USA von 2001-2005 (63 Folgen in 5 Staffeln) lief.Der Distributor HBO (“Home Box Office”) kann für die Gemeinde der Serien-Fans nur als Glückfall bezeichnet werden; so brachte er doch Serienknüller wie „Band of Brothers“, „Deadwood“, „Angels in America“, „Entourage“, „Carnivale“, „Rom“ und „Die Sopranos“ ins Fernsehen und revolutionierte das vom Einheitsbrei dominierte TV-Geschäft und verschärfte das Verständnis des Publikums für anspruchsvolle Fernsehunterhaltung. Dass dabei oftmals vulgäre Sprache, wie auch rüdere Szenen Einzug ins „Mainstreamfernsehen“ hielten, kann als Glücksfall gedeutet werden, denn damit einhergehend wurden auch - für amerikanische Verhältnisse – eher schwierigere Themen wie Homosexualität, Rassendiskriminierung und zynische Sozialkritik abgefasst und lassen die Serien oftmals schwer verdaulich erscheinen, wobei der Anspruch dabei ins vergleichsweise Unermessliche steigt.
Die wohl bekannteste Show - neben den „Sopranos“ - aus dem Hause HBO ist die fünf Jahre im Fernsehen gelaufene Bestatterserie „Six Feet Under“ von Alan Ball (Oscarprämiertes Drehbuch zu „American Beauty“). Kritiker und Publikum waren gleichermaßen beeindruckt von dem Konglomerat aus Dramaserie und Familienchronik, verfeinert mit pechschwarzem Humor und dem noch nie da gewesenen Setting einer Bestatterfirma, welche das gesellschaftliche Tabuthema „Tod“ als Geschäft betreibt und sich täglich damit konfrontiert sieht. Nicht umsonst gewann die Serie mehrere Emmys und einen Golden Globe.
Im Mittelpunkt der Serie steht die Familie Fisher und ihr Bestattungsinstitut, das nach dem Tod des Vaters von den Brüdern Nate (Peter Krause) und David (Michael C. Hall) geführt wird. Andere Familienmitglieder sind die Mutter Ruth (Frances Conroy) und die jüngere Schwester Claire (Lauren Ambrose). Zur Stammbesetzung gehören zudem Federico Diaz, ein Angestellter im Bestattungsunternehmen, Nates Freundin Brenda Chenowith (Rachel Griffiths) und Davids Freund Keith Charles (Mathew St. Patrick). Die Handlung wird subtil und äußerst feinfühlig nähergebracht.
An Weihnachten kommt das Familienoberhaupt, Nathaniel Fisher Senior, bei einem Autounfall ums Leben. Er vererbt seinen beiden Söhnen Nathaniel Junior und David die Firma. Nathe und David wollen dem Wunsch ihres Vaters Folge leisten und übernehmen die Leitung der Firma. Für Nathe und David, sowohl auch für Mutter Ruth und Schwester Claire beginnt ein vollkommen neuer Lebensabschnitt ...
Ruth ist Witwe und Mutter, die ständig zwischen Hysterie und 'die-Ruhe-selbst' wandelt. Ihr ältester Sohn Nathaniel ist ein draufgängerischer Mittdreissiger, der voll im Leben steht, aber trotzdem nie richtig zufrieden ist. Sein Bruder David ist ein verklemmter Homosexueller und Kirchengänger. Die rebellische und kreative Claire, die Jüngste der Familie, fühlt sich immer missverstanden und weiss nicht, was sie will.
"Six Feet Under" zeigt jedes Schicksale der Fishers. Es sind ganz normale Menschen. Die Geschichten dieser Menschen, so unterschiedlich sie auch sind, wird auf schwarzhumorige, dramatische Weise erzählt und bleibt dabei konstant auf einem hohen Level. Dabei bewegen sich die einzelnen Episoden zwischen bitterbösem Humor und tränenreicher Dramatik. Sehr feinfühlig und zugleich mit dem Vorschlaghammer zeigt "Six Feet Under" die Sehnsüchte, Wünsche und Geheimnisse der Charakteren. Jede Folge ist ein Mosaiksteinchen in einem ganz grossen Gebilde über die Fishers.
"Six Feet Under" schwelgt in perfekten Bildern. Nur alleine der Vorspann ist alles andere als konventionell. Die Kamera ist für eine TV-Serie sehr elegant und zeigt uns einige wunderschöne Fahrten und innovative Einstellungen. Der Score ist brilliant und kommt in wichtigen Szenen, Wendungen oder Höhepunkten so gut zu Geltung, dass man sich wünscht, die Serie würde ewig weitergehen und nie aufhören. "Six Feet Under" ist auf höchstem technischen Niveau und braucht sich vor keinem aktuellen Kinofilm zu verstecken.
Wenn Nathe bekifft übers Leben sinniert, David in seinen Schwulenbars hockt, Ruth wie eine Verrückte putzt und Claire sich fragt, was sie in dieser Adams-Familie überhaupt verloren hat, dann ist das "Six Feet Under" mit Leib und Seele. Und der Zuschauer ist mittendrin und fühlt und leidet mit den Fishers mit. Inhaltlich, atmosphärisch und technisch perfekt.
Jetzt kommen kleine kurze Inhalts-Angaben der 5 Staffeln und es besteht evt. Spoilergefahr.
Diesen Artikel hab ich bei der ofdb.de herauskopiert weil er am besten ist und ich es, nicht so wundervoll hätte schreiben können!
Staffel 1
Mit der ersten Season erleben wir, wie das Oberhaupt der Familie Fisher bei einem Autounfall ums Leben kommt, wodurch die beiden Söhne die Leitung des Familienunternehmens übernehmen.
Die erste Staffel ist gezeichnet von den auf den ersten Blick eher skurril wirkenden Charakteren; wobei vor allem die Mutter Ruth hervorsticht, die durch ihr oftmals verstiegenes konservatives Verhalten irritiert; auch der jüngere Sohn David ist durch seine Homosexualität immer wieder den gesellschaftlichen Konservativen ausgesetzt, wodurch sich im Laufe der Serie immer wieder Kontroversen zwischen ihm und seinen Freund Keith ergeben. Auch die Tochter Claire wirkt durch ihr naives Verhalten und dem exzessiven Konsum von Drogen eher anstößig. Am normalsten scheint da noch der ältere Sohn Nathaniel, der sich im späteren Verlauf der Serie auch immer mehr als Identifikationsperson herausstellen soll.
Schon die Pilotfolge unter der Regie von Alan Ball deutet an, in welche Richtung die Show gehen soll. Die ständig morbide wirkende Stimmung der Serie wird durch den plötzlichen Tod des Vaters demonstriert, wohingegen immer wieder zynische Einspieler von Werbungen für die nötige Ironie stehen sollen, mit der die Serie, trotz all ihrer Differenziertheit, an die Materie herangeht. Dies zieht sich auch durch den Rest der Staffel, wobei die Folgen durchgehend mit dem Tod einer Person beginnen.
Lustige Episoden („Der verlorene Fuß“) wechseln sich ebenso mit schwermütigen („Das Leben ist zu kurz“) ab, wodurch die Serie immer unkalkulierbar bleibt… wie das echte Leben. Dadurch mag sich der ein oder andere etwas vor den Kopf gestoßen fühlen; denn es werden wohl gerade diejenigen ernüchtert werden, die eine durchgehend fidele Serie erwartet haben. In den ersten Episoden mag dies noch durchaus der Fall sein; doch beim weiteren Voranschreiten wird immer deutlicher, dass die Macher mehr wollen, als nur simple Unterhaltung, die das Thema „Tod“ augenscheinlich mit schwarzem Humor zu kaschieren versucht; damit würde man es sich und dem Zuschauer schlicht zu einfach machen. Nein – Alan Ball gab sich damit nicht zufrieden: Oftmals werden Fragestellungen zum Tod, dem Sinn des Seins und allgemeinen sozialkritischen und auch politischen Aspekten beleuchtet, die es so nicht - oder eher selten - im amerikanischen Unterhaltungsfernsehen zu sehen gibt. In diesem Sinne eine wahres Unikum in der breiten TV-Landschaft.
Viele Szenen werden wohl noch nachhaltig im Gedächtnis bleiben (Der Anfang von „Der verhängnisvolle Ausflug“ ist in seiner Inszenierung absolut intensiv und rührend und wird sich im Gedächtnis des Zuschauers einbrennen). Die Serie geht einem nahe – sie ist persönlich – und sie behandelt ein Thema, welches uns alle betrifft; und mit welchem sich ein Jeder früher oder später konfrontiert sieht: Dem Tod.
Die letzte Episode kann dann als kongenialer Abschluss bezeichnet werden; so bildet sie doch den Anstoß für eine eventuelle Klimax in der nächsten Staffel…
9/10
Staffel 2
Die zweite Staffel kann als die insgesamt schwächste bezeichnet werden. Oftmals wirken die Handlungen der Charaktere schier unglaubwürdig und überzogen. Zwar bleibt die Serie immer noch weit über dem TV-Standard, doch nach dem unglaublich gelungenen Start mit der ersten Staffel stellt sich doch eine kleine Ernüchterung ein.
Die zweite Season startet mit den ersten Folgen wirklich stark, verliert sich aber immer mehr in Handlungssträngen, welche eher irritieren, als unterhalten.
Hauptaugenmerk wird dabei immer wieder auf die Person Nate gelegt, welcher mit seiner Gehirnkrankheit zu kämpfen hat. Dieser Handlungsstrang vermag eine leise Spannung über den gesamten Verlauf der Season zu legen, womit auch ein kleiner roter Faden zu Stande kommt, an welchen man sich als Zuschauer halten kann. Und dennoch vermag dieser nicht über die Belanglosigkeiten einiger Aktionen der Charaktere hinweg zu täuschen. Die „Der Plan“ -Geschichte um Ruth Fisher nervt eher, als dass sie wirklich etwas zur Geschichte beiträgt. Diese und ähnliche Quarks ziehen sich leider immer wieder wie störende Schmarotzer durch die ansonsten so gelungene Serie.
Zum Schluss fängt man sich wieder und liefert einmal mehr geniale Fernsehunterhaltung ab: Die Folge „Die wunderbarste Zeit des Jahres“ (8) kann man getrost als eine der besten Folgen der gesamten bisherigen Show bezeichnen. Auch die darauf folgenden Episoden erreichen eine ungeahnte Intensität, die nicht zuletzt dank der durch die Bank hervorragenden Darstellerleistungen erzeugt wird.
Und wieder einmal ist es die letzte Episode, die uns Serienfans mit einer Legierung aus Schockiertheit und Faszination zurücklässt und das Warten auf die nächste Staffel zu einer einzigen Geduldsprobe werden lässt.
8/10
Staffel 3
Die dritte Season gleicht nach dem dramatischen Finale der zweiten Staffel, und einem unerwartet brillanten Start in die neue Staffel, einem kompletten Neuanfang. Als Zuschauer wird man ins kalte Wasser geworfen und muss sich erst einmal in dem neuem Grundkonstrukt der Serie zurechtfinden. Es gibt neue Charaktere und neue Handlungsstränge.
Auch qualitativ ist eine wesentliche Verbesserung gegenüber der zweiten Staffel auszumachen, was wohl auch an der Sympathisierung einiger der Charaktere liegen mag, wobei sich der Grundtenor der Serie immer mehr von der einstigen Heiterkeit entfernt und einen deutlich ernsteren Ton anschlägt.
Die Charaktere entwickeln sich im Laufe der Serie immer ersichtlicher – und es macht ungemeinen Spaß ihnen dabei zuzusehen. Durch diese durchgehend keimende Stimmung stellt sich zu keiner Zeit Langeweile ein; was insofern bemerkenswert ist, da es sich hier um eine Serie handelt, die ausschließlich durch die Aktionen ihrer Protagonisten lebt. Die Spannung ergibt sich somit einzig und allein aus dem kommunikativen Verhalten der Personen; was der Serie durch die hervorragenden Drehbücher und der grandiosen Inszenierung aber außerordentlich gut gelingt.
Auch die dritte Staffel arbeitet geradewegs auf jene dramatische Klimax hin, die auch schon die vorangegangenen Staffel -Enden prägte.
Erstaunlich, wie differenziert die Macher die Hilflosigkeit der Person Nate darstellen, ohne dass es zu kitschig wirkt; Und einmal mehr eine kinoreife Schauspielerleistung, die hier präsentiert wird.
Nach der letzten Episode – die eine erdrückend emotionale Stimmung verbreitet – bleibt man als Zuschauer beeindruckt und ehrfürchtig zurück… Das ist Kino!
9/10
Staffel 4
Auch in der vierten Staffel gibt es wieder einige (prominente) Neuzugänge, welche mehr oder weniger holprig eingeführt werden. Nichtsdestotrotz bleibt die Serie dadurch stets unterhaltsam; es lässt sich qualitativ sogar noch eine Steigerung zur 3. Season ausmachen. Es lässt sich also festzustellen, dass die Serie nach einem längeren Durchhänger in der zweiten Staffel stetig besser wurde; die Handlungen der Charaktere werden stringenter dargelegt; es gibt keine unglaubwürdigen Nebenhandlungsstränge mehr („Der Plan“…) und die Inszenierung wirkt am reifsten. Ohnehin kann man die Machart der Serie getrost als Kinoreif bezeichnen, obwohl es sich hierbei nicht um eine Actionserie, sondern „nur“ um eine Dramaserie handelt. Die Musik, das Setting und die Drehbücher befinden sich auf höchstem Niveau und bilden absolute Referenzen im TV Bereich. Allein die 5. Folge „Das ist mein Hund“ ist ein mustergültiges Beispiel für die extrem hohe Qualität der Serie: In ihrer Machart sehr dem Film „Collateral“ gleichend, bildet sie den Angelpunkt für die Dramatik der noch folgenden Episoden, und läutet die finale Klimax in der letzten Staffel ein, bei der sich alle Emotionen entladen sollen.
9/10
Staffel 5
Da ist sie nun – die letzte Staffel. Und um es gleich vorweg zu nehmen: Sie schafft es, die vorangegangenen Seasons mühelos in den Schatten zu stellen. Was hier an Emotionalität und Drama aufgefahren wird, findet man so in keinem Kinofilm der Welt. Die Charaktere haben sich entwickelt – zumindest in jenen fünf Jahren, denen wir ihnen beiwohnen durften - und es stimmt traurig, wenn man bedenkt, dass hiermit nun auch das Ende bezeichnet wird. Das Ende einer Serie, welche uns Zuschauer ergriff, wie kaum eine andere Serie zuvor. Erstaunlich, wie sehr man sich doch an eine Familie gewöhnen kann, die nur im Fernsehen existiert…
Die Handlungsfäden laufen zusammen und entladen sich in einem hinreißenden Finale, welches passender nicht hätte sein können. „Emotional“ ist gar kein Wort für das tränenreiche Ende, welches man wohl nie wieder vergessen wird; regietechnisch vom Allerfeinsten und gefühlsmäßig kaum beschreibbar, was wir da zu sehen bekommen. Das Ende einer der wohl besten Serien, die je gedreht wurden…......... und wer hier nicht heult ist emotionslos!!
10/10
Gesamtwertung der Serie 10/10 Punkten für mich ist die Serie perfekt ich hab bisher nichts besseres gesehen und ich habe die Befürchtung das auch nichts besseres kommen wird!!!